Angriffsziel : Hannover-Misburg, Deurag
Absturzzeit : 21:15 Uhr
Flugzeugtyp : Lancaster III
Seriennummer : NE119
Werknummer: -
Kennung : -
Nickname :
Einheit : No. 405 Squadron
Heimatbasis :
Status der Besatzung : 4 KIA, 3 POW
P: F/Lt. Leslie Norman Laing KIA Hanover War Cemetery 2.G.13.
E/TT: Sgt. Robert Morris KIA Hanover War Cemetery 2.G.10.
N: F/O. ian Wesley Bonter POW
B: F/O. Donald George Smith KIA Hanover War Cemetery 2.G.11.
WO/AG: F/O. Raymond Milton Hyde POW
AG: F/Sgt. James Robert Crisp POW
AG: F/Sgt. Francis Joseph Marsh KIA Hanover War Cemetery 2.G.12.
Am 15. März 1945 war die Lancaster NE119 des No. 405 Squadrons der Royal Canadian Airforce auf dem Weg nach Hannover-Misburg, um dort als Pathfinder das Ziel, die Deurag Öl-Raffinerie, zu markieren.
Etwa um 21:15 stürzte die Lancaster östlich Bad Grund zwischen Taternplatz und der Clausthaler Straße ab. Alle sieben Besatzungsmitgliedern gelang der Absprung aus dem von der Flak getroffenen Bomber.
Der Pilot Flight Lieutenant Leslie Norman Laing war vermutlich der Letzte, der das Flugzeug verließ. Der 25-jährige Kanadier wurde am 17. März im Bereich der Revierförsterei Wildemann, östlich von Wildemann, aufgefunden. Revierförster Werwach vom Revier Silberhütte bekam den Auftrag, den Toten zu bergen. Am 18. März fand er Liang. Ihm waren beide Beine gebrochen und Blut war aus Mund und Nase getreten. Kurz vor der Landung muss Laing mit seinem Fallschirm in den hohen Fichten Baumberührung gehabt haben und ist dadurch kurz vor seiner Rettung tödlich abgestürzt.
Laing wurde am 20. März auf dem Friedhof in Bad Grund, Grab 634, beigesetzt, er wurde nur 25 Jahre alt. Er ruht heute auf dem Hanover War Cemetery in Grab 2.G.13.
Laing stammte aus Saskatoon, Saskatchewan in Kanada. Dort wuchs er mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester Gladys, seinem älteren Bruder John und der älteren Schwester Ruby auf. Vor seiner Meldung zur Luftwaffe 1942 arbeitete der Student auf den Feldern des Dominion Forage Crops Laboratory, einer Versuchsfarm der Universität Saskatoon. In den Sommermonaten arbeitet er in der Saskatchewan Co-operative Creameries Ltd., einer Molkerei in der Butterherstellung.
Der Funker und Bordschütze Flying Officer Raymond Milton Hyde und der Heckschütze Flight Sergeant James Robert Crisp landeten mit ihren Fallschirmen sicher bei Bad Grund. Der 29-jährige Navigator Flying Officer Ian Wesley Bonter kam etwa zwei Kilometer südwestlich von Wildemann zu Boden. Alle drei Flieger wurden dem Fliegerhorst Goslar überstellt.
Der 20-jährige Bankangestellte Hyde aus Port Colborne in Ontario, Kanada, wurde nach seiner Gefangennahme zur weiteren Vernehmung nach Pinneberg verlegt. Hier wurde er vom 23. März 1945 bis zum 30. März festgehalten und danach in das Stalag Luft I nach Barth verlegt.
Bonter, in seinem Zivilleben öffentlich Angestellter, kam zusammen mit Hyde nach Pinneberg und zeitgleich nach Barth.
Ähnlich erging es dem 21-jährigen Studenten Crisp, der sich beim Absprung am Knie verletzte. Er wurde schon zwei Tage vorher nach Pinneberg verlegt und traf am 01. April 1945 in Barth ein. Alle wurden im Lager West inhaftiert und am 30. April 1945 von der sowjetischen Armee befreit.
Idyllisch schmiegt sich das Polstertal zwischen die grünen Hügel des Harzes, westlich von Altenau. Wer von der K38 zwischen Clausthal-Zellerfeld und Altenau abbiegt, passiert nach kurzem Weg das Zechenhaus mit seinem beliebten Waldcampingplatz. Der Weg ins Polstertal, vorbei am Polstertaler Teich, lädt ein zum Wandern und Entspannen.
Kaum einer der Besucher weiß, dass sich hier im Frühjahr 1945 ein Verbrechen abspielte, das drei alliierten Fliegern das Leben gekostet hat.
Nördlich von Clausthal-Zellerfeld wurden der Bordmechaniker Sergeant Robert Morris, der Bombenschütze Flying Officer Donald George Smith und der Bordschütze Flight Sergeant Francis Joseph Marsh gefangen genommen.
Der 22-jährige Smith wuchs mit drei Geschwistern in Halifax, Nova Scotia in Kanada auf. Mit 16 verlor er seine zwei Jahre jüngere Schwester. So blieben ihm nur die vier und acht Jahre nach ihm geborenen Brüder. 1942 meldete er sich zur Luftwaffe.
Marsh war im Frühjahr 1945 26 Jahre alt. In Sudbury Ontario, Kanada wuchs er mit neun Geschwistern auf, bis auf Schwester Mary alle Brüder. Nach der Schule arbeitete er im Lebensmittelgroßhandel, bevor er sich 1941 in Toronto zur Luftwaffe verpflichtete, als Bergmann in einer Nickelmine in Sudbury.
Der 20 Jahre alte Morris stammte aus Bathgate in Schottland und war mit seinem Alter einer der jüngsten der Besatzung.
Alle drei Flieger wurden, nachdem ihr Absprung aus dem abstürzenden Bomber beobachtet wurde, und ihre Gefangennahme zum Polizeiposten in Clausthal-Zellerfeld gebracht. Hier verhörte Oberleutnant Schulze die Gefangenen. Er informierte den Fliegerhorst Goslar und den Bürgermeister Dr. Kurt Mahn über die Gefangennahme.
Fricke erfuhr noch am Abend von dem Absturz und informierte den Goslarer Kreisleiter Wilhelm Pfeiffer. Dieser befahl Fricke sich unverzüglich mit dem Auto bei ihm einzufinden. Fricke fuhr Pfeiffer und eine weitere Person zum Absturzort mit dem brennenden Wrack.
Am nächsten Morgen wurde Pfeiffer gewahr, dass in Clausthal-Zellerfeld drei Gefangene gemacht worden waren. Er befahl Fricke, in sein Büro zu kommen, und gab ihm den Auftrag, mit Hartwig nach Clausthal-Zellerfeld zu fahren und die drei Gefangenen zu erschießen. Pfeiffer hatte bei zahlreichen Gelegenheiten auf Konferenzen wiederholt die Aussage getroffen, dass die Flieger von hinten erschossen werden sollten, um den Eindruck zu erwecken, sie wären auf der Flucht getötet worden.
Fricke holte Hartwig dann aus seinem Büro ab und überbrachte ihm Pfeiffers Anweisungen, gegen die Hartwig offenbar keine Einwände hatte. Auf dem Weg testeten beide ihre Schusswaffen und stellten fest, dass Hartwigs Pistole nicht funktionierte.
Als sie auf der Polizeiwache in Clausthal-Zellerfeld ankamen, forderte Fricke die Übergabe der Gefangenen durch Oberleutnant Schulze. Dieser verweigerte das und teilte ihnen mit, dass die Gefangennahme der Flieger bereits der Luftwaffe in Goslar gemeldet worden sei und sie jemanden schicken würden, um sie abzuholen.
Fricke bestand darauf, er habe strikte Anweisungen, die Flieger wegzubringen, aber Schulze weigerte sich noch immer. Fricke rief den Bürgermeister Dr. Kurt Mahn an, der dem Oberleutnant befahl, die Fliege auszuliefern. Schulze sah, die drei Flieger das letzte Mal lebend auf der Rückbank von Frickes Auto.
Die nächste Aufgabe bestand laut Fricke darin, eine Pistole für Hartwig zu besorgen. Er wusste, dass Mahn eine bei sich zu Hause hatte, also ging er zu ihm nach Hause und bat Frau Mahn, ihnen die Pistole ihres Mannes zu leihen. Sie übergab die Pistole, nachdem sie ihren Mann angerufen hatte.
Fricke und Hartwig fuhren mit den Gefangenen von Clausthal-Zellerfeld in das Polstertal, passierten das Zechenhaus und nach etwa 100 bis 150 Metern hielt Fricke den Wagen an. Die Gefangenen mussten aussteigen und vor Fricke und Hartwig herlaufen. Nach etwa 400 bis 500 Metern Wegstrecke, auf ein Zeichen, schossen Fricke und Hartwig gleichzeitig. Fricke mit einer Mauser Kaliber 7,65 auf einen der außen marschierenden Flieger, Hartwig mit der geliehenen tschechischen 9 mm auf den anderen außen gehenden Flieger. Nur Sekunden später brach der Flieger in der Mitte, tödlich getroffen von Kugeln beider Waffen, auch zusammen.
Lehrer Langerhagen fand gegen 17.00 Uhr die drei Toten, bäuchlings auf der Straßenkrone der Straße von Clausthal-Zellerfeld nach Altenau liegend. Einer der Toten blutetet aus dem Mund. Nachdem er die Taschen der Opfer durchsucht hatte, diese aber leer vorfand, informierte er die Polizei in Clausthal-Zellerfeld.
Oberleutnant Schulze brachte diese telefonische Meldung nicht in Zusammenhang mit den drei übergebenen Gefangenen, sondern nahm an, dass es sich um weitere Opfer der Flugzeugbesatzung handelte. Bürgermeister Mahn organisierte die Abholung der Toten und die Bestattung in Clausthal-Zellerfeld.
Erst später erfuhr Oberleutnant Schulze, das es sich bei den drei Toten um die Flieger handelte, die er in Gewahrsam hatte.
Der Totengräber stellte bei den zwei Toten je einen Kopfschuss, bei dem Dritten einen Schuss in die Schläfe fest.
Hartwig distanzierte sich später bei seiner Vernehmung von den Tötungen. Hartwigs Aussage, die von der Staatsanwaltschaft als Beweismittel vorgelegt wurde, wirft ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse, soweit es ihn betraf. Er behauptete, er habe am Morgen des 16. März mit dem Zug nach Clausthal fahren zu wollen, aber Fricke habe ihm angeboten, ihn im Auto mitzunehmen.
Er nahm die Mitfahrgelegenheit an und war mit Fricke zusammen, als dieser auf der Polizeiwache ankam. Er war auch mit ihm im Auto, als sie die Polizeiwache mit den Gefangenen verließen. Allerdings bestritt er von einem Befehl zur Erschießung der Gefangenen gewusst zu haben, und sagte, er habe das Auto tatsächlich auf der Polizeiwache in Clausthal-Zellerfeld verlassen und sei nicht an der Tötung der drei Gefangenen beteiligt gewesen. Er behauptete, die ganze Geschichte sei eine böse Erfindung Frickes gewesen, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen.
Der Fall wurde vor einem britischen Gericht in Hamburg verhandelt. Hartwig wurde freigesprochen, während Fricke zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil wurde am 29. Januar 1948 in Hameln vollstreckt.
Der Kreisleiter Wilhelm Pfeiffer musste sich für seine immer wiederholte propagierte Erschießung von Fliegern in Dachau vor einem amerikanischen Gericht zur Verantwortung stellen. Die Erschießung von fünf Fliegern der USAAF in Lochtum und Vienenburg, deren Bomber am 19. Mai 1944 bei Abbenrode abstürzte, brachte Pfeiffer lebenslang hinter Gitter.
Service Records Bonter, Crisp, Hyde, Laing, Marsh, Smith
No. 4 MREU Report
Arolsen Archive
CWGC
Niedersächische Landesforsten, Forstamt Bad Grund
[1] Service Record Liang
[2] Service Record Smith
[3] Service Record Marsh
[4] Sammlung Brandes
[5] Sharon Langdon